20 Jahre Montessori Fördergemeinschaft Darmstadt e.V. 

Im März 2003 gründete eine Gruppe von Eltern, deren Kinder gemeinsam den Bessunger Waldkindergarten besuchen, die Montessori Fördergemeinschaft Darmstadt e.V.  Ihre Motivation war, dass die positiven Erfahrungen der Kinder im Waldkindergarten eine Fortsetzung in der anschließenden Schulzeit finden sollten: die Erziehung zur Selbständigkeit, zur Verantwortungsbereitschaft, zur Kreativität und zum sorgsamen Umgang mit sich und der Natur. All dies findet sich in der Montessoripädagogik.

Schon drei Jahre später konnte die Montessori-Schule Darmstadt mit 28 Kindern den Schulbetrieb aufnehmen. Nach mehreren Umzügen aufgrund der steigenden Schüler:innenzahl befindet sich die Schule seit 2014 an der Berliner Allee und hat sich mit heute ca. 140 Kindern in der Darmstädter Schullandschaft etabliert.

Christiane Schär war von Anfang an dabei und stand heute für einen Rückblick bereit.

Redaktion: Liebe Christiane, wie fing das denn alles an damals?

Christiane: Gabi Paul, die eine Montessori-Ausbildung hatte, hat im März 2003 eine kleine Gruppe von Eltern aus dem Waldkindergarten in ihre Wohnung zu einem Vortrag über die Montessori-Pädagogik eingeladen. Wir waren 7 Personen und am gleichen Abend noch gründeten wir die Montessori Fördergemeinschaft Darmstadt e.V. Mit Norbert Paul waren zu dritt im Gründungsvorstand und hätten niemals gedacht, was da auf uns zukommt. Zunächst hatten wir vor, die Montessori-Pädagogik in den Regel-Grundschulen zu etablieren, aber stießen da bald an Grenzen.

Redaktion: Und dann habt ihr an eine Schuldgründung gedacht?

C: Wie gesagt, am Anfang nicht, aber dann gab es ca. Anfang 2005 die Möglichkeit in Bessungen ein Haus zu mieten und damit war die Idee plötzlich da. Aus dem Haus wurde aus Brandschutzgründen nichts, aber wir verfolgten die Idee dann weiter…

Redaktion: D.h. ihr habt in weniger als zwei Jahren die Schule gründen können?

C: Ja, es war wirklich eine intensive Zeit. Wir hatten das gemeinsame Ziel und ich habe in der Zeit gelernt, dass man etwas Großes mit einer Gruppe erreichen kann, wenn man einfach Schritt für Schritt vorgeht. Wir haben uns die Aufgaben aufgeteilt, einige haben sich um den Antrag beim Schulamt gekümmert, andere suchten nach Objekten zum Mieten oder kümmerten sich um Fördermittel.  Außerdem haben wir viel Öffentlichkeitsarbeit gemacht und so konnten wir immer mehr Eltern begeistern, die dann auch ihren Teil beigetragen haben. Im Sommer 2006 konnten wir den Schulbetrieb mit einer Klasse, in der auch mein Sohn eingeschult wurde, und mit vier überaus motivierten Lernbegleiter:innen starten.

Redaktion: Warum war es denn für dich wichtig, dass dein Sohn nach dem Montessori-Konzept lernen konnte?

C: Nun ja, DAS Montessori-Konzept an sich gibt es ja so nicht. Für mich war die freie Wahl (des Lerngegenstandes, Anmerk. der Redaktion) als Kern der Montessori-Pädagogik immer wichtig, um die Autonomie des Kindes zu respektieren und zu fördern und die selbständige Entwicklung des Kindes zu begleiten. Ich finde auch das Wort „Lernbegleiter:innen“ wichtig als Personen, die nicht lehren, sondern das Lernen des Kindes aus eigener Motivation begleiten.  Dann ist natürlich auch immer die Frage, wie viel Anregung es von den Lernbegleiter:innen geben sollte. Letztendlich beinhaltet die Montessori-Pädgogik auch immer eine Entwicklungsaufgabe für die Eltern: Es geht nicht ohne Vertrauen in die Eigenständigkeit der Kinder und in die achtsame Begleitung durch die Lernbegleiter:innen.

Redaktion: Wenn du 20 Jahre hörst- -wie geht es dir? Stolz, wehmütig, nachdenklich?

Ach, es überwiegt schon der Stolz, so eine Schule zu etablieren mit so einem kleinen Häuflein an Menschen, die wir damals waren. Es war für uns alle die erste Schulgründung und für mich auch auf jeden Fall eine persönliche Weiterentwicklung. Bis heute bin ich begeistert und überzeugt vom Montessori-Ansatz. Es ist sehr schön zu sehen, dass die Schule gewachsen und beständig ist. Wehmütig bin ich natürlich auch etwas, denn in zwei Jahren ist dann mit dem Realschulabschluss unseres dritten Kindes unsere Montessori-Reise erstmal zu Ende.

Redaktion: Gibt es etwas, was du der Montessori-Schule wünschst?

C: Ich wünsche natürlich der Schule weiterhin eine stabile Entwicklung, vielleicht nicht unbedingt weiteres Wachstum. Als Gründungseltern habe ich natürlich eine sehr kleine Schule erlebt und fand das Gemeinschaftsgefühl immer besonders. Wir sind eine elterngetragene Schule und die gemeinsame Entwicklung von Kindern, Lernbegleiter:innen und Elternschaft hat viel Potential und ist wert, weiterhin Energie reinzustecken. In einem größeren Kontext wünsche ich mir natürlich, dass der Montessori-Ansatz noch bekannter wird, damit noch mehr Kinder davon profitieren.

Redaktion: Christiane, wir danken dir für das Gespräch!

Das Interview führte Sabine Kasten.