Einmal Mäuschen sein, …

Wie verabredet bin ich zur vereinbarten Zeit in der Schule und betrete den Raum der Sekundaria. Es ist viel los. Die Kinder sitzen entweder in Tischgruppen, als Arbeitsteam zu zweit nebeneinander, alleine mit Kopfhörer am Laptop, zu dritt auf dem Teppich im leisen Austausch miteinander. Die Lernbegleiterinnen strahlen Ruhe und Klarheit aus, … stellen sich zur Verfügung bei Fragen, erklären manchmal etwas, ziehen sich wieder zurück und beobachten.
Eine Gruppe lässt sich in Deutsch etwas erklären, mein Sohn löst dagegen mit Lernpartnern Matheaufgaben. Immer wieder laufen Kinder mal von ihrem Platz, verstauen Arbeitsmaterial, holen anderes hervor, arbeiten weiter.


Als die Tür zum Flur aufgeht, betritt ein großer Schüler aus der 9. Klasse den Raum, wartet geduldig, bis eine Lernbegleiterin einem Schüler etwas zu Ende besprochen hat, stellt ruhig seine Frage, bekommt das Utensil, was er benötigt und verlässt ebenso leisen Schrittes, nicht ohne sich zu bedanken, den Raum. Das Danke ist echt! Ich kann das spüren, es ist kein antrainiertes „Freundlichseinmüssen“.
Inzwischen sind 60 Minuten vorbei und einige Arbeitsgruppen haben sich neu zusammengesetzt. Andere haben sich in einen Nebenraum zur Kleingruppenarbeit abgemeldet. Keine Unruhe! Aus der Nachbargruppe kommt mehrmals ein Schüler herüber, um etwas mit einem anderen Schüler abzustimmen. Nicht eine Schülerin oder ein Schüler sind abgelenkt oder untätig. Auch ich selbst werde kaum beachtet und störe nicht. Alle wirken von Zeit zu Zeit versunken, vertieft, aber auch angeregt in der gemeinsamen Arbeit. Ganz ohne andere zu stören. Es gleicht einer feinen Choreographie, das Zusammenspiel zwischen Schülerinnen, Schülern und Lernbegleiterinnen.

Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, zuletzt war ich in der Primaria in der 1. Klasse hospitieren, das ist geraume Zeit her. Aber stimmt, konzentriert ging es auch damals zu. Und ich schmunzle nach meinem Besuch in der Gruppe. Ich höre immer wieder von anderen Müttern, dass sie gerne mal Mäuschen spielen würden in der Schule um zu sehen, wie der Unterricht so gelingt. An der Montessorischule ist das ein fester Bestandteil! Es gehört einfach zum Konzept. Und es zeigt sich immer wieder, wie sinnvoll Schule sein kann, wie gut Erforschen in einer positiven Atmosphäre gelingt. Dankbarkeit erfüllt mich.
von Simone Horn