#mehralsNoten: Das etwas andere Halbjahreszeugnis

Hey, wir sind Eltern eines Jungen in der Primaria. Hier lernen Kinder gemeinsam von der ersten bis zur dritten Klasse. Unser Sohn ist inzwischen in der zweiten Klasse. Daher stand für uns dieses Jahr erstmals das Halbjahresgespräch auf dem Programm. An diesem Gespräch nimmt das Kind teil, eine Lernbegleitung und die Eltern. Die Eltern haben jedoch keine aktive Rolle, sondern sind eher als stille Beobachter:innen dabei.

Im Vorfeld des Gesprächs bereiten die Lernbegleiter:innen die Kinder auf das Gespräch vor und besprechen mit ihnen den Ablauf. Das Kind füllt einen Selbsteinschätzungsbogen aus. Dabei beurteilt es seine Arbeitsweise und sein Verhalten während der Freiarbeitszeit. Zudem sucht sich das Kind ein Lernmaterial aus und übt den Umgang mit diesem Material.

Die Gespräche finden zum Ende des ersten Halbjahres für alle Kinder der zweiten und dritten Klasse an zwei Tagen statt. Jedes Gespräch hat ein Zeitfenster von 30 Minuten.

Wir hatten einen Termin am frühen Nachmittag. Der Unterricht endete für die Primaria an diesem Tag um dreizehn Uhr. Unser Sohn hat anschließend in der Schule zu Mittag gegessen und ging danach zur Notbetreuung. Als mein Mann und ich in der Schule ankamen, trafen wir ihn mit ziemlich roten Wangen an, denn er hatte sich gerade auf dem Schulhof ordentlich ausgetobt. Wunderbar! Das half auf jeden Fall gegen die Aufregung. Die spürte er natürlich. Na klar, es war ja auch eine neue Situation, die bevorstand. Das führte erst einmal zu etwas Unsicherheit – auch bei uns Eltern.

Okay, es war nun an der Zeit, in den Klassenraum zu gehen. Dort wartete die Lernbegleiterin bereits auf uns. Nach einer kurzen Begrüßung starteten wir. Unser Sohn holte sich das im Vorfeld ausgesuchte Lernmaterial und zeigte uns, wie er damit arbeitet. In unserem Fall waren es die bunten Perlenstäbchen und unser Sohn zeigte uns, wie er damit das fünfer Einmaleins lernt. Bestenfalls beschreibt das Kind auch mit Worten, was es gerade tut. Damit bekommen die Eltern einen kleinen Einblick in den Lernalltag des Kindes und den Umgang mit den Montessori Lernmaterialien.

Anschließend folgte ein Gespräch der Lernbegleiterin mit unserem Sohn. Kern des Gesprächs waren die drei Fragen: Was kann ich schon gut? Woran möchte ich noch arbeiten? Was wünsche ich mir?
Unser Sohn beantwortete die Fragen aus seiner Sicht und die Lernbegleiterin ergänzte aus ihrer Sicht. Danach sind die beiden den Selbsteinschätzungsbogen durchgegangen, den die Kinder bereits im Vorfeld ausgefüllt hatten. Zum Ende des Gesprächs vereinbarte die Lernbegleiterin mit unserem Sohn Lernziele bis zum Schuljahresende.

Alle Inhalte des Halbjahresgesprächs bekamen wir in schriftlicher Form mit. Darunter war auch eine Liste aller Themen, mit denen sich unser Sohn im ersten Halbjahr bereits beschäftigt hat. Zuhause sind wir alles nochmal in Ruhe gemeinsam durchgegangen.

Uns als Eltern hat das Halbjahresgespräch wiederum den wertschätzenden und liebevollen Umgang der Lernbegleiter:innen mit unserem Sohn gezeigt. Zudem gab es uns das Gefühl, dass die Lernbegleiter:innen den Lernfortschritt unseres Kindes im Blick haben und auch dass unser Kind sich bereits selbst gut einschätzen kann.

So einen Lernort haben wir uns für unserenSohn gewünscht. Wir haben ihn gefunden. Darüber freuen wir uns sehr. Jeden Tag.