Donnerstag, 23. Juni 2016, 13.30 Uhr – ein wirklich heißer Tag
Geschafft! Ich umarme meine Team-Kollegin. Was für ein Wahnsinns-Ergebnis! Alle sind über sich hinausgewachsen. Dass dabei jeder ins Schwitzen kam, liegt eher an den heißen Temperaturen, denn an der Aufregunge. Souverän traten die jungen Menschen vor ihrern Prüfern auf, präsentierten sich und ihr Wissen und beeindruckten uns mit ihrer Art in solch einer besonderen Situation: offen, uns freundlich-zugewandt, selbstbewusst und sprachlich geschickt. Unten auf dem Hof warten die Freunde: Mitschüler der Gruppe, denn drei der Prüflinge werden bleiben und kommendes Jahr den Realschulabschluss machen, gemeinsam mit denen, die da warten. Die Realschul-Prüflinge werden gehen: in ein FSJ oder ans Gymnsasium.
Meine Kollegin und ich werfen im Vorbereitungsraum einen Blick aus dem Fenster. Fast alle sind draußen. Die Elternprojekte fangen gleich an. Nur wenige Kleine toben trotz der Hitze quer über den Platz. Die Garagen sind schon auf und die letzten Vorbereitungen für die Projekte werden getroffen. Überall, wo Schatten ist, sitzen Kinder und Jugendliche mit ihren Lernbegleitern beieinander. Direkt unter dem Fenster jammen zwei Jungs mit ihren Gitarren. Sie sitzen am Bauwagen, der nun fast fertig ist. Zum Sommerfest wird er eingeweiht – mit einer Smoothie-Bar. Im kommenden Schuljahr zieht dann die Schülerfirma, die in den letzten Wochen alle notwendigen Vorbereitungen getroffen hat, dort ein und eröffnet den „Saftladen“, unseren Schüler-Kiosk. Gleich daneben flattert das Absperrband vor dem Spielplatz, der ebenfalls zum Sommerfest eröffnet werden soll. Noch sieht es nicht danach aus: Die Nestschaukel und ein paar Fallschutz-Platten fehlen noch. Aber das wird: die Eltern werden alle Hebel in Bewegung setzen, dass auch das klappt – da bin ich mir sicher. Sie haben ja auch den Rest gestemmt: haben die abgebauten Spielgeräte auf das Gelände transportiert, wo sie gelagert wurden und sind nun unermüdlich jeden Samstag im Arbeitseinsatz, um die lang ersehnten Spielgeräte wieder zum Einsatz zu bringen. Mit dem Ballspielfeld hat es ja auch geklappt. Wie auf Kommando dringt Jubel aus dem Ballspiel-Käfig. Die bunt gemischte Truppe auf dem Spielfeld klatscht sich gerade ab. Es wird Zeit reinzugehen.
Unten im Flur wartet die Gruppe der Neuntklässler auf uns. Sie wollen wissen, ob sie heute zum letzten Mal in die Jefferson-Siedlung zu den Flüchtlingen gehen sollen. Leider haben sie ihre Kontakt-Person bisher nicht erreicht. Ich telefoniere kurz: Alles klar. Ihr sollt kommen. Eis essen mit den Kleineren ist geplant. Die Jugendlichen haben sich über viele Monate jeden Donnerstag auf den Weg zu den Flüchtlingen gemacht, haben mit ihnen Deutsch gelernt, Fußball gespielt und einmal auch zusammen mit ihnen gekocht. Heute sind sie zum letzten Mal dort, bevor sie ins Praktikum gehen.
Jetzt schnell noch einen Kaffee holen, bevor die Team-Sitzung beginnt. In der Mensa wuseln zwei Gruppen: Das Elternprojekt „Backen“- oh Schreck, bei der Hitze! und ein paar Kolleginnen bereiten Salate für das Teamgrillen vor. In der Küche liegen zwei Männer am Boden: Die Spülmaschine hat den Geist aufgegeben. Auf der Suche nach dem Defekt läuft ihnen der Schweiß von der Stirn. Kriegt ihr es hin? – die zwei Väter runzeln die Stirn und zucken die Schultern.
Ich gehe noch einmal in mein Büro, meine Unterlagen holen, kurz verschnaufen. Wenige Wochen vor Schuljahres-Schluss gibt es noch so viel zu bedenken, zu besprechen und zu organisieren. Und auch das neue Schuljahr drängt in den Vordergrund. Die Gruppeneinteilungen stehen fest: wir werden wieder ein Stückchen größer. Das Team freut sich auf viele neue Kinder. Das wird ein buntes Jahr: 10 Jahre gibt es die Freie Montessori-Schule Darmstadt nun schon. Wir werden es gebührend feiern – mit allen: unseren Schülern, den engagierten Eltern, mit der Öffentlichkeit. Das erste Highlight wird im November der „Tag der offenen Tür“ sein, die Möglichkeit für jeden, bei uns vorbeizuschauen, einen Blick in die Lernumgebung der Kinder zu werfen und mit Beteiligten ins Gespräch zu kommen. Einfach ein Gespür dafür zu bekommen, dass unsere Schule anders funktioniert als andere.
von Marita Thiel. Päd. Leitung